Unglaubliche 3 Meter Durchmesser können die Blätter dieser Seerose erreichen. Die legendäre Seerose Victoria Amazonica ist einer der Stars der botanischen Welt. Wie sie entdeckt wurde und nach Berlin kam, lest ihr hier.
Amazonas 1801. Die Luft ist so feucht, dass sie tropft, heiß und klebrig. Jeder Schritt sinkt zentimetertief in den faulen Boden. Von allen Seiten greifen gierige Pflanzententakeln, surren Insekten. Seit Tagen kämpft sich der Botaniker Thaddäus Haenke mit einer Expedition durch den Urwald. Da öffnet sich das erdrückende Blätterdach. Eine Lichtung erscheint, Wasser glänzt in der Sonne. Nach Tagen zeigt sich endlich wieder der Himmel. Auf der Wasseroberfläche stehen dicht an dicht riesige runde Blätter. Bis zu drei Meter Durchmesser, schätzt er ab. Dazwischen große weiße und rosafarbene Blüten. Adrenalin schießt dem Forscher in die Adern. Die Erschöpfung ist vergessen. Herzrasen angesichts dieses gigantischen Naturschauspiels. Das sind ja riesige Seerosen! In dieser Größe eine unglaubliche Entdeckung. SEINE Entdeckung. Endlich ein großer Fund. Doch wie soll er die bis dahin noch nie gesehene Pflanze nennen? Ein Name muss her, ein großer, erhabener, majestätischer… ja, Victoria soll sie heißen, nach der großen britischen Königin!
Vielleicht hätte sich die Entdeckung der Riesen-Seerose Victoria Amazonica so ereignen können. Und so ähnlich war es bestimmt auch, aber mit anderen Details. Überliefert ist auf jeden Fall, dass der Botaniker Thaddäus Haenke damals tatsächlich im Auftrag spanischer Ministerien Expeditionen im Amazonasgebiet unternahm und die Riesenseerose entdeckte. Aber zu dieser Zeit war Königin Victoria noch nicht einmal geboren. Der royale Name setzte sich erst viel später in der Forscherwelt durch, blieb dafür aber bis heute.
Nicht nur riesig, sondern auch extrem clever von der Natur konstruiert
Die exotische Seerose mit ihren riesigen Blättern wurde schnell ein Liebling der botanischen Welt. Kein Wunder bei den Superlativen, die sie zu bieten hat. Ihre Blätter können bis zu drei Meter Durchmesser erreichen und haben eine extrem widerstandsfähige Konstruktion. Der hohe an zwei Seiten eingeschnittene Blattrand verhindert, dass sich auf den Blättern zu viel Wasser sammelt oder sie sich übereinander schieben. Nach unten sind sie durch Stacheln vor gefräßigen Fischen geschützt. Sie sind so stabil, dass sie sogar bis zu 50 Kilogramm tragen können. Ob Thaddäus Haenke dies selber im Amazonas ausprobiert hat, ist nicht überliefert.
Seit 1851 ist die Victoria Seerose Berlinerin
1851 wurde die Victoria Amazonica zum ersten Mal in Berlin ausgestellt. Man baute ihr dafür sogar ein eigenes Haus im botanischen Garten mit ihrem Namen: das Victoria-Haus. Bis heute wird die legendäre Riesenseerose im Victoria-Haus des Botanischen Gartens in Berlin jedes Jahr aus Samen neu gezogen. Ihre kurze Blüte ist eine Attraktion und zieht immer viele Besucher an. Wer sich die Victoria Seerose selber anschauen möchte oder einfach mehr über sie wissen will, findet Öffnungszeiten und alles Weitere auf der Website des Botanischen Gartens: https://www.bgbm.org/de/infotainment/die-victoria
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