In den Siebziger Jahren als zukunftweisend gefeiert, dann zum sozialen Brennpunkt verkommen und heute beliebtes Wohnquartier. Das Pallasseum gehört zu unseren Architektur-Hits der Stadt.

Was für eine geniale Idee! Den alten Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg konnte man nicht sprengen, weil die Nachbarbebauung zu dicht stand. Da dachten sich die Berliner: „Kannste doch drüberbauen.“ Und zack – war das Pallasseum geboren. Ganz so schnell und einfach ging es zwar nicht. Aber wer heute an der Ecke Potsdamer Straße / Pallasstraße in Berlin vorübergeht, kann den Bunker sehen. Und das bis zu 15-stöckige Wohnhaus, das man in den Siebziger Jahren darüber baute.

Die Geschichte des Pallasseums beginnt früh, eigentlich schon vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals stand auf dem Areal der legendäre Sportpalast, eine große Veranstaltungs-Arena. Hier fanden vor allem Sport-Events wie das berühmte Sechstagerennen statt, aber auch Konzerte und Bälle. Leider gab es auch unrühmliche Ereignisse wie die Rede Joseph Goebbels „Wollt ihr den totalen Krieg“ in der Nazi-Zeit. Bis in die siebziger Jahre wurde der Sportpalast noch genutzt. Irgendwann war er dann nicht mehr profitabel. Und da Berlin dringend Wohnungen brauchte, musste er weichen und wurde abgerissen. Allerdings war der Abriss des Hochbunkers auf der anderen Seite der Pallasstraße nicht so einfach und erwies sich schließlich als unmöglich.

1976 entstand das Pallasseum mit 514 Wohnungen

Die beeindruckende Überbauung der Pallasstraße einschließlich des Bunkers wurde anfänglich hoch gelobt. Über 500 Sozialbauwohnungen entstanden hier, die im Berlin dieser Jahre dringend gebraucht wurden. Leider erging es diesem Projekt ähnlich wie vielen großen Wohnanlagen aus der Zeit. Durch eine Mischung unglücklicher Faktoren wurde es zum sozialen Brennpunkt. Letztendlich wollte hier niemand mehr wohnen und zu dem sozialen Abstieg kam auch noch ein hoher Leerstand. Es gab bereits Pläne für den Abriss, als man sich für den Versuch entschied, das Ruder noch einmal herumzureißen.

Nach großen Anstrengungen wandelte sich ab 2000 das Bild der damals spöttisch „Sozialpalast“ genannten Anlage – ebenso in der öffentlichen Wahrnehmung. Veränderungen bei der Mieterstruktur sowie an Gebäude, Eingängen und Außenflächen zeigten Wirkung. Der neue Name PALLASSEUM wurde geprägt. Auch ein Quartiersmanagement wurde eingerichtet. Allmählich verbesserte sich wieder die Wohnqualität. Heute sind die Wohnungen im Gebäudekomplex beliebt und sämtlich vermietet. Es existiert eine lange Liste mit Interessenten. Noch heute sind alle Wohnungen im sozialen Wohnungsbau gebunden. 2017 wurde die Gesamtanlage unter Denkmalschutz gestellt.

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