Broiler, Sputnik, Telespargel – die Ausstellung Ost-Berlin des Stadtmuseums Berlin im Ephraim-Palais zeigte die Vielfalt des Lebens in Ost-Berlin. Ein tiefer historischer Einblick in den Alltag der Hauptstadt der DDR und toller Beitrag zum 30. Jubiläum des Mauerfalls.

Achtung: Die Ausstellung Ost-Berlin im Ephraim-Palais lief bis zum 09.11.19 und ist aktuell beendet.

Wow, schon 30 Jahre ist es her, dass sich Berliner aus Ost und West nach dem Fall der Mauer in den Armen lagen. Drei Jahrzehnte, in denen persönliche Biografien weitergeschrieben wurden, Berlin wieder zur gesamtdeutschen Hauptstadt umgebaut worden ist. Eine ganze Generation ist inzwischen erwachsen geworden. Nur wer heute um die 40 und älter ist, kann sich selbst noch richtig an die Zeit vor dem Mauerfall erinnern. Kein Wunder, dass die Erinnerung an das Ost-Berlin in der DDR immer mehr verblasst. Dabei gibt es heute noch Vieles im Berliner Stadtbild, das seinen Ursprung im alten Ost-Berlin hat – wie das Ampelmännchen, das nun auf den Fußgängerampeln in ganz Berlin zu sehen ist. Die Weltzeituhr am Alex, die Bauten an der Karl-Marx-Allee und natürlich der Fernsehturm.

Schaufenster des Sozialismus und heimlicher Freiraum

Die Ausstellung Ost-Berlin, die halbe Hauptstadt, im Ephraim-Palais möchte diese Erinnerung noch einmal zusammenführen und einem breiten Publikum präsentieren. Dabei liegt der Fokus auf dem Alltagsleben der damaligen Hauptstadt der DDR. Politische Verfolgung, Stasiterror, Mauertote sind nicht das Thema der Ausstellung. Dafür wird das Leben in Ost-Berlin von den späten sechziger Jahren bis zum Mauerfall aus vielen unterschiedlichen Perspektiven geschildert und eine überraschende Vielfalt gezeigt. Denn Ost-Berlin war sowohl Machtzentrum der DDR, Schaufenster des Sozialismus als auch Ort mit heimlichem Freiraum für Künstler, Kritiker und neue Bewegungen. Der Staat inszenierte sich mit sozialistischer Architektur und Stadtplanung. Kultur, Mode und Konsum hatten in Berlin ihren Mittelpunkt. Die Ausstellung gibt Antworten darauf, wie und nach welchen Vorstellungen die Menschen hier wohnten, arbeiteten, sich vergnügten und ihr Ost-Berlin täglich erlebten.

(Bild links) Bei der Führung durch die Ausstellung: Martin vom Stadtmuseum Berlin und Sven von Urbanimpuls. Im Hintergrund originale Fassadenelemente des Centrum Warenhauses am Alex (heute Galeria Kaufhof)
(Bild rechts) Das Ephraim-Palais ist selbst Teil der Geschichte Ost-Berlins. 1987 wurde es zur 750-Jahrfeier Berlins am heutigen Standort wiederaufgebaut.

(Bilder von oben links) Inhalt eines „Ost-Pakets“ mit Alltagsartikeln / Mode der Hauptstadt der DDR / Entwürfe für Servicekleidung des Tele-Cafés im Fernsehturm / Miniaturmodell einer typischen Plattenbauwohnung

Persönliche Geschichten vom Alltag in Ost-Berlin

Deshalb ist diese Ausstellung nicht nur für die spannend, die selbst in Ost-Berlin gelebt haben, sondern auch für alle anderen und besonders diejenigen, die nur das heutige Berlin kennen. Zu den detaillierten Einblicken in die damalige Lebenswelt gibt es auch eine Menge Retro-Charme. Heute, nach 30 Jahren, sind viele der damaligen Alltagsdinge schon wieder angesagt oder sind begehrte Souvenirs, wenn man sie auf einem Flohmarkt ergattert.

Viele der Exponate sind mit Anekdoten und Schicksalen verknüpft, stellen die Spender der ausgestellten Alltagsgegenstände vor oder erzählen persönliche Geschichten. Zum Beispiel wird der Inhalt eines der Pakete gezeigt, die ein Enkel von seiner Großmutter regelmäßig aus der DDR erhielt – mit damals gebräuchlichen Alltagsartikeln. Ein ganzer Raum widmet sich dem „Ankommen“ in der Hauptstadt der DDR und zeigt unter anderem Reiseführer, die in Ost- und West-Deutschland herausgegeben wurden.

Zeitzeugen können selbst Exponate und ihre Geschichten für die Ausstellung vorschlagen.

Ein Bereich der Ausstellung präsentiert Erinnerungsstücke, die Zeitzeugen selbst für die Ausstellung vorgeschlagen haben. Diese Exponate werden im Wechsel gezeigt. Ihre persönlichen Geschichten stehen auf großen Tafeln im Raum. Besucher können sich dazwischen frei bewegen, die Geschichten nachlesen und so an den individuellen Erlebnissen teilhaben.

Unser Tipp: Lieber etwas mehr Zeit mitbringen, um in Ruhe zu entdecken. Denn der tiefe Einblick lohnt sich! Wer im Anschluss noch Zeit und Lust hat, kann sich im Erdgeschoss einen originalen Film vom Ost-Berlin der siebziger Jahre ansehen. Na dann, viel Spaß und „Ahoi“!

Hier geht’s zur Website der Ausstellung mit allen Infos, Öffnungszeiten und Ticketpreisen: https://ost.berlin/

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